Home Office einrichten: Ergonomie, Licht und Stauraum im Arbeitszimmer zu Hause
Warum ein durchdachtes Home Office heute unverzichtbar ist
In vielen deutschen Haushalten ist das Home Office längst kein Provisorium mehr. Ob 1-Zimmer-Wohnung in Berlin, 3-Zimmer-Wohnung im Ruhrgebiet oder Reihenhaus am Stadtrand: Ein klar strukturierter Arbeitsplatz entscheidet über Konzentration, Gesundheit und Alltagstauglichkeit.
Anstatt irgendwo am Esstisch zu arbeiten, lohnt sich ein bewusst geplantes Home Office - auch wenn nur 2 bis 4 Quadratmeter zur Verfügung stehen. Entscheidend sind Ergonomie, Licht, Akustik und Stauraum.
In diesem Beitrag geht es nicht um Hochglanz-Interiors, sondern um praxisnahe Lösungen mit Produkten und Materialien, die es in Deutschland leicht zu kaufen gibt, und mit Budgets, die für normale Haushalte realistisch sind.
- Habe ich einen festen Platz (mindestens 120 x 60 cm), der dauerhaft fürs Arbeiten frei bleiben kann? (Ja/Nein)
- Verbringe ich regelmäßig mehr als 2 Stunden am Tag am Computer? (Ja/Nein)
- Leide ich gelegentlich unter Nacken-, Rücken- oder Kopfschmerzen nach der Arbeit? (Ja/Nein)
- Stört mein aktueller Arbeitsplatz andere Personen im Haushalt oder umgekehrt? (Ja/Nein)
- Habe ich aktuell Probleme mit Kabelsalat, Papierstapeln oder fehlendem Stauraum? (Ja/Nein)
- Nutze ich aktuell einen Küchenstuhl oder ein Sofa als „Bürostuhl“? (Ja/Nein)
- Fällt mir das Abschalten nach Feierabend schwer, weil der Arbeitsplatz mitten im Wohnbereich steht? (Ja/Nein)
Je mehr „Ja“ du ankreuzt, desto wichtiger ist ein bewusst geplantes Home Office.

Ergonomie im Home Office: Schreibtisch, Stuhl, Bildschirm
Ergonomie ist keine Luxusfrage, sondern entscheidet darüber, ob du nach ein paar Monaten Home Office Rückenprobleme bekommst oder nicht. Du brauchst keine Designerstücke, aber einige Mindeststandards.
Schreibtisch: Maße, Höhe und Alternativen
Für die meisten Wohnungen ist ein klassischer Schreibtisch mit 120 x 60 cm ein guter Ausgangspunkt. In kleineren Räumen reichen manchmal 100 x 60 cm, kleiner sollte es bei regelmäßigem Arbeiten nicht werden.
- Standardhöhe: 72 - 75 cm für Personen zwischen ca. 165 und 185 cm Körpergröße
- Empfehlung: höhenverstellbarer Schreibtisch oder Gestell, um auf deine Körpergröße anzupassen
- Material: Spanplatte mit Melaminoberfläche oder furnierte Platte reicht in der Regel aus; Massivholz ist angenehm, aber teurer
Praktische Alternativen bei wenig Platz:
- Wandklapptisch für sehr kleine Räume (z.B. 1-Zimmer-Wohnung), Mindestbreite 80 cm
- Schmales Tischmodul (Tiefe 50 - 55 cm) in einer Nische oder im Flur
- Eckschreibtisch im Wohnzimmer, um tote Ecken zu nutzen
Bürostuhl: Was wirklich wichtig ist
Auf einem Küchenstuhl zu arbeiten ist für ein, zwei Tage okay, aber nicht für Monate. Ein guter Bürostuhl muss nicht 800 Euro kosten, aber unter etwa 150 Euro wird es schwer, vernünftige Ergonomie zu bekommen.
Achte auf:
- Höhenverstellbarkeit der Sitzfläche
- Verstellbare Rückenlehne mit leichtem Widerstand
- Armlehnen, idealerweise höhenverstellbar
- Atmungsaktiver Bezug (Netzrücken oder Stoff), vor allem in warmen Wohnungen
- Stabiles Fußkreuz mit Rollen passend zum Boden (weich für Parkett/Laminat, hart für Teppich)
Praxis-Tipp: Wenn das Budget knapp ist, lieber ein schlichtes, ergonomisches Modell ohne Design-Schnickschnack wählen. Wichtig ist die Verstellbarkeit, nicht die Optik.
Bildschirm und Technik ergonomisch platzieren
Viele arbeiten im Home Office ausschließlich am Laptop und wundern sich über Nackenverspannungen. Technisch lässt sich mit wenig Geld viel verbessern.
- Externer Monitor (22 - 27 Zoll) auf Augenhöhe spart Nacken
- Laptopständer plus externe Tastatur und Maus, wenn kein zweiter Bildschirm gewünscht ist
- Distanz zum Bildschirm: etwa eine Armlänge
- Oberkante des Monitors auf Augenhöhe oder knapp darunter
Minimal-Setup für kleines Budget (ca. 200 - 300 Euro):
- Schlichter Schreibtisch 120 x 60 cm
- Einstiegs-Bürostuhl mit höhenverstellbarer Rückenlehne
- 22- bis 24-Zoll-Monitor
- Externe Tastatur und Maus
Licht im Home Office: Tageslicht, Lampen, Blendung
Schlechtes Licht macht müde und führt zu Kopfschmerzen. In vielen deutschen Mietwohnungen ist das Home Office ein Teil des Wohnzimmers oder Schlafzimmers. Hier musst du besonders bewusst planen.
Grundregel: Kombination aus Tageslicht, guter Schreibtischleuchte und einer angenehmen Grundbeleuchtung.

Schreibtisch richtig zum Fenster ausrichten
Die Position zum Fenster ist entscheidend:
- Optimal: Fenster seitlich vom Schreibtisch (Licht von links bei Rechtshändern, von rechts bei Linkshändern)
- Nicht ideal: Rücken direkt zum Fenster - Monitor blendet oft
- Problematisch: Blick direkt ins Fenster - Augen ermüden schneller
Falls der Schreibtisch nur vor dem Fenster stehen kann, helfen:
- Vorhänge oder Plissees mit variabler Lichtdurchlässigkeit
- Mattierte Folien im unteren Fensterbereich für blendfreies Arbeiten
Die richtige Schreibtischlampe auswählen
Für typisches Arbeiten am Laptop/PC reicht meist eine gute Schreibtischlampe mit LED-Technik. Wichtig sind:
- Gelenkarm oder beweglicher Kopf, um das Licht zu steuern
- Blendfreie Ausleuchtung der Arbeitsfläche
- Helligkeit von etwa 500 Lux auf der Tischoberfläche
- Farbtemperatur: 3.500 - 4.500 Kelvin (neutralweiß) für konzentriertes Arbeiten
Praxis-Tipp: Bei Bildschirmarbeit Lampe so ausrichten, dass kein direktes Licht auf dem Monitor reflektiert und die Lichtquelle außerhalb des direkten Sichtfelds liegt.
Grundbeleuchtung und Stimmung
Im gleichen Raum soll oft auch gewohnt werden, besonders im Wohnzimmer. Plane deshalb zwei Lichtstimmungen:
- Arbeitsmodus: Deckenleuchte + Schreibtischlampe, eher neutralweiß
- Feierabendmodus: indirekte Beleuchtung (Stehleuchte, LED-Stripes) in warmweiß
Mit einfachen Smart-Home-Leuchtmitteln (z.B. E27-LED mit Farbtemperaturregelung) kannst du eine Leuchte für beide Zwecke nutzen: tagsüber hell und neutral, abends warm und gedimmt.
Stauraum und Ordnung: Dokumente, Technik, Kabel
Ein aufgeräumtes Home Office ist nicht nur optisch angenehmer, sondern erleichtert auch das Abschalten nach Feierabend. Gerade in deutschen Wohnungen mit begrenzten Quadratmetern musst du in die Höhe und in Nischen denken.
Stauraum am und unter dem Schreibtisch
Überlege zuerst, was du regelmäßig brauchst:
- Laptop, ggf. zusätzlicher Monitor
- Notizbuch, Stifte, kleine Schreibwaren
- 1 - 2 Ordner mit laufenden Unterlagen
- Drucker/Scanner (sofern nötig)
Praktische Stauraumlösungen:
- Rollcontainer unter oder neben dem Tisch: Schubladen für Kleinkram und Unterlagen, flexibel verschiebbar
- Flache Schubladeneinsätze für Stifte, Kabel, Maus, Ladegeräte
- Kabelkanäle unter der Tischplatte für Netzteile und Steckdosenleisten
Wenn du im Wohnzimmer arbeitest, wähle Stauraum, der sich schließen lässt, damit nach Feierabend nicht alles sichtbar bleibt.
Wandflächen nutzen: Regale, Boards, Magnetleisten
In vielen Mietwohnungen ist die Wandfläche der größte ungenutzte Stauraum. Besonders sinnvoll sind:
- Wandregale über dem Schreibtisch für Ordner und Bücher (mindestens 30 cm Tiefe für Standardordner)
- Bilderleisten für schnell wechselbare Unterlagen, Notizen, Kalender
- Magnet- oder Whiteboards für To-do-Listen, Projektübersichten
Achte beim Bohren in Mietwohnungen auf:
- Vermeidung von Leitungen (Leitungssucher benutzen)
- Ausreichende Dübel je nach Wandtyp (Beton, Ziegel, Gipskarton)
- Nur so viele Löcher wie nötig, um spätere Renovierung überschaubar zu halten
Kabelmanagement: Ordnung ohne Hightech
Kabelsalat sieht nicht nur unruhig aus, er sammelt auch Staub und macht Putzen aufwendig. Schon mit einfachen Mitteln lässt sich viel verbessern:
- Kabelkanäle unter der Tischplatte oder entlang der Wand
- Klett-Kabelbinder statt Einweg-Kabelbinder, um flexibel zu bleiben
- Steckdosenleiste mit Schalter, am Tisch befestigt, nicht auf dem Boden
- Beschriftung wichtiger Netzteile, um Verwechslungen zu vermeiden
Praxis-Tipp: Plane mindestens einen freien Steckdosenplatz für temporäre Geräte (z.B. Zweitlaptop, Handy-Ladegerät von Gästen).
Home Office im Wohnzimmer integrieren
Viele Haushalte haben kein separates Arbeitszimmer. Dann ist das Wohnzimmer oft der logische Platz. Ziel: funktionaler Arbeitsplatz, der optisch nicht dominiert.
Arbeitsplatz optisch beruhigen
- Farblich anpassen: Schreibtisch und Stauraum im gleichen Farbton wie andere Möbel (z.B. Weiß oder Eiche-Dekor)
- Vermeiden von Büromöbel-Optik: lieber schlichtes Tischgestell und Wohnregale statt klassischer Bürocontainer, wenn der Raum hauptsächlich Wohnraum bleibt
- Geschlossene Fronten: Schränke mit Türen oder Fronten für Technik und Papierstapel
Ein häufiger Fehler: Ein wuchtiger schwarzer Bürostuhl im hellen skandinavischen Wohnzimmer. Besser ein ergonomischer Stuhl in neutralen Farben (Grau, Beige, gedämpftes Blau), der sich ins Gesamtbild einfügt.
Trennung von Arbeit und Feierabend
Wenn man im gleichen Raum arbeitet, in dem man abends entspannen will, ist die Trennung im Kopf schwieriger. Folgende Maßnahmen helfen:
- Fester Feierabend-Ritus: Laptop schließen, unsichtbar wegräumen oder im Schrank verstauen
- Arbeitsmaterialien in Schubladen oder Kisten räumen
- Stehleuchte oder andere Lichtstimmung aktivieren, sobald der Arbeitstag vorbei ist
Wer etwas Platz hat, kann mit einem Regal oder Raumteiler den Arbeitsplatz optisch vom Sofa-Bereich trennen.
Home Office im Schlafzimmer oder Flur: Notlösungen gut geplant
Nicht ideal, aber oft Realität in 2-Zimmer-Wohnungen: das Home Office im Schlafzimmer oder in der Diele.
Arbeitsplatz im Schlafzimmer
Hier ist es besonders wichtig, visuell Klarheit zu schaffen, damit der Schlafbereich nicht permanent an Arbeit erinnert.
- Schlichter Sekretär oder Klapptisch, der sich nach Feierabend schließen lässt
- Ruhige Farben für den Arbeitsplatz, z.B. Weiß, Hellgrau, sanfte Holztöne
- Kleine Schreibtischlampe mit weichem Licht, um nicht die gesamte Raumstimmung zu zerstören
Wenn möglich, sollte der Schreibtisch nicht direkt im Blickfeld vom Bett aus stehen. Eine einfache Lösung ist ein schmaler Paravent oder ein hohes Pflanzen-Arrangement als Sichtschutz.
Arbeitsplatz im Flur oder in der Diele
Flure sind oft schmal, aber bieten Wandfläche. Hier funktionieren:
- Schmale Tischplatten (Tiefe 40 - 50 cm) als Wandtisch
- Hoch angebrachte Regale für Unterlagen
- Gute Beleuchtung, da Flure meist wenig Tageslicht haben
Achte unbedingt darauf, dass der Durchgang nicht blockiert wird. In Mietwohnungen mit schmalen Dielen sollten mindestens 80 cm freie Durchgangsbreite bleiben.
Akustik, Technik und kleine Extras für mehr Komfort
Neben Ergonomie, Licht und Stauraum bestimmen auch Akustik, Luftqualität und kleine Komfortextras, wie gern du dich an deinem Arbeitsplatz aufhältst.
Akustik verbessern, vor allem in Altbauwohnungen
In vielen Altbauten mit hohen Decken und Laminat oder Dielenboden hallt es. Für konzentriertes Arbeiten und Online-Meetings ist das ungünstig.
- Textilien: Teppich unter dem Schreibtisch, Vorhänge, Stoff-Pinnwände
- Regale mit Büchern oder Ordnern an der Wand, die Schall schlucken
- Headset mit guter Mikrofonqualität für Online-Besprechungen
Wer einen separaten Raum hat, kann mit einfachen Akustik-Paneelen an der Wand oder Decke arbeiten. Viele Paneele lassen sich verschrauben oder mit geeigneten Klebesystemen befestigen, ohne große Spuren zu hinterlassen.
Technik im Griff: Internet, Strom, Sicherheit
Ohne stabile Technik nützt der schönste Arbeitsplatz nichts.
- WLAN-Abdeckung prüfen: Problemzonen mit Mesh-Systemen oder Repeatern verbessern
- LAN-Kabel für stabile Verbindung bei sensibler Arbeit oder vielen Videokonferenzen
- Mehrfachsteckdosen mit Überspannungsschutz, vor allem bei älteren Elektroinstallationen
- Datensicherheit: verschließbarer Schrank oder Rollcontainer, wenn sensible Unterlagen vorhanden sind
Kleine Extras, die den Alltag leichter machen
- Fußstütze, wenn die Füße beim Sitzen nicht entspannt auf dem Boden stehen
- Monitorarm, um die Bildschirmhöhe flexibel anzupassen
- Schreibtischunterlage, insbesondere bei empfindlichen Oberflächen
- Kleine Pflanze auf oder neben dem Schreibtisch, verbessert subjektiv das Raumklima
Podsumowanie
Kurz-Checkliste für ein funktionales Home Office in deutschen Wohnverhältnissen:
- Ergonomie: Schreibtisch mindestens 100 - 120 x 60 cm, höhenverstellbarer Stuhl, Monitor auf Augenhöhe
- Licht: seitliches Tageslicht, gute Schreibtischlampe, unterschiedliche Lichtstimmungen für Arbeit und Feierabend
- Stauraum: Rollcontainer, Wandregale, geschlossene Schränke im Wohnzimmer, um Arbeitsmaterial zu verbergen
- Kabel: Kabelkanäle, Klettbinder, beschriftete Netzteile, Steckdosenleiste in Griffnähe
- Raumzuordnung: im Wohnzimmer optische Integration, im Schlafzimmer visuelle Trennung, im Flur Durchgangsbreite beachten
- Akustik & Technik: Teppich, Vorhänge, Headset, stabiles WLAN oder LAN, Überspannungsschutz
- Komfort: Fußstütze, sinnvoll platzierte Pflanze, einfache Smart-Home-Beleuchtung
FAQ
Wie viel Platz brauche ich mindestens für ein sinnvolles Home Office?
Für regelmäßiges Arbeiten am Computer solltest du mindestens eine Fläche von etwa 120 x 60 cm für den Schreibtisch einplanen und zusätzlich etwa 80 - 100 cm Bewegungsraum für Stuhl und Durchgang. In sehr kleinen Wohnungen sind auch 100 x 60 cm möglich, alles darunter ist nur für gelegentliche Nutzung sinnvoll.
Reicht ein günstiger Schreibtischstuhl aus dem Möbelhaus?
Ja, wenn er einige Kriterien erfüllt: höhenverstellbare Sitzfläche, an deinen Rücken angepasste Lehne, stabile Armlehnen und ein atmungsaktiver Bezug. Achte eher auf diese Funktionen als auf Design. Modelle ab ca. 150 Euro bieten in der Regel ein vernünftiges Preis-Leistungs-Verhältnis.
Wie kann ich meinen Arbeitsplatz im Wohnzimmer „verschwinden lassen“?
Nutze geschlossene Stauraumlösungen (Schränke, Sideboards) für Technik und Unterlagen, wähle einen Tisch im gleichen Dekor wie die übrigen Möbel und reduziere sichtbare Kabel. Wenn möglich, Laptop und Arbeitsmaterial nach Feierabend wegräumen und mit einer anderen Lichtstimmung (z.B. Stehleuchte, warmes Licht) in den Feierabendmodus wechseln.
Was ist wichtiger: ein neuer Schreibtisch oder ein neuer Stuhl?
Wenn du nur in ein Element investieren kannst, ist in den meisten Fällen ein ergonomischer Stuhl wichtiger. Einen einfachen Tisch kannst du notfalls vorübergehend ersetzen, aber auf einem ungeeigneten Stuhl zu sitzen führt schnell zu Rücken- und Nackenschmerzen.